Alban und Helene Bergs Bibliothek

Neue Einblicke in das künstlerische Schaffen eines Komponisten

Die Bibliothek von Alban und Helene Berg in Wien-Hietzing bewahrt einen Bestand von etwa 3.500 Büchern, Notenbänden, Zeitschriften, Broschüren und weiteren Dokumenten aus dem 18. bis zum 20. Jahrhundert, die vom Leben und Wirken des Komponisten erzählen.

Wer waren Helene und Alban Berg?

Alban Berg (1885–1935) war ein österreichischer Komponist der Wiener Schule und wurde insbesondere durch seine Opern „Wozzeck“ und „Lulu“ bekannt. Helene Berg (1885–1976), geborene Nahowski, trat bis zur Heirat mit Alban Berg 1911 als Sopranistin in Erscheinung. Nach dem Tod ihres Mannes widmete sie sich über 40 Jahre der Bewahrung und Förderung seiner Musik und gründete 1968 die Alban Berg Stiftung in Wien.

Was ist die Wiener Schule?

Die Wiener Schule bezeichnet eine Gruppe von Komponisten um Arnold Schönberg und seinen Schülern Alban Berg und Anton Webern. Nach einer Phase der freitonalen Musik Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelten sie die sogenannte Zwölftonmusik, basiered auf der Gleichberechtigung aller zwölf Töne der chromatischen Tonleiter. Diese radikale Abwehr von traditionellen harmonischen Strukturen ermöglichte neue Ausdrucksformen und beeinflusste die moderne Musik nachhaltig.

Einblicke in das künstlerische Schaffen

Die meisten Exemplare aus der Sammlung stammen aus der Lebenszeit Alban Bergs (1885–1935) und enthalten umfangreiche handschriftliche Eintragungen und andere Lesespuren, die von einer intensiven Auseinandersetzung mit ihnen – auch im Entstehungszusammenhang seiner Werke – zeugen. Unzählige Einlagen wie Lesezeichen, Bilder oder Zeitungsausschnitte lassen eine höchst aktive Nutzung der Bücher erkennen und schaffen zusätzliche Kontexte und Querverbindungen.

Vielfältiges Interesse für Musik und Literatur

Die Vielzahl an Musiknoten in seiner Bibliothek dokumentieren ein breites Interesse an Klassikern wie Ludwig van Beethoven und Richard Wagner, vor allem aber an Zeitgenossen wie Gustav Mahler, Richard Strauss, Alexander von Zemlinsky, Hans Pfitzner, Arnold Schönberg oder Ernst Krenek. Aber auch die literarischen Bände verraten ein ungewöhnlich vielfältiges Interesse, etwa für Henrik Ibsen, Fjodor Michailowitsch Dostojewski oder August Strindberg.

Besonders aufschlussreich sind einerseits Ausgaben der Werke von Peter Altenberg, Georg Büchner, Gerhart Hauptmann und Frank Wedekind, deren Texte Berg vertonte oder vertonen wollte. Andererseits zeigen auch häufig verwendete Nachschlagewerke wie etwa Alfred Einsteins Musiklexikon oder Joseph Meyers Konversationslexikon mit besonders zahlreichen und intensiven Gebrauchsspuren.

Kunst und Alltag

Neben dem originalen Bösendorfer-Flügel des Komponisten und seinem Schreibtisch im Arbeitszimmer bildet die Bibliothek somit den Kern eines Bestands, welcher der Forschung und der Öffentlichkeit bislang nur rudimentär bekannt war. Über die musikalischen und literarischen Werke hinaus enthält die Bibliothek eine Reihe von Objekten und Gegenständen, die sowohl für Alban Bergs künstlerisches Schaffen bedeutsam als auch charakteristisch für die Alltagswelt zu Beginn des 20. Jahrhunderts sind.

Dazu zählen etwa ein goldener Füllfederhalter, eine Okarina (eine Gefäßflöte), die für Arbeiten an einer geplanten Oper nach Gerhart Hauptmann (Und Pippa tanzt!) verwendet wurde, diverse Schreibutensilien und Adressstempel, eine Aktentasche, Glücksbringer und andere Sammelobjekte wie Münzen oder Mineralien. Als Devotionalien bewahrte Berg eine Brille und eine Brieftasche aus dem Besitz Gustav Mahlers.

Künstlerische Ehrungen zu Lebzeiten

Seinerseits wurde Alban Berg bereits zu Lebzeiten mehrfach künstlerisch verewigt, wovon etwa eine von Josef Humplik geschaffene Büste (1928) und eine von Anna Mahler abgenommene Lebendmaske (1935) Zeugnis geben.

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