Die Sammlung Franz und Franziska Jägerstätter

Geschichte in Bildern und Briefen

Das Projekt widmet sich erstmals der Erschließung der privaten Sammlung von Franziska Jägerstätter (1913–2013), der Ehefrau Franz Jägerstätters. Diese Sammlung enthält bedeutende Schriftstücke und Fotografien, die einen einzigartigen Einblick in die Wirkungsgeschichte von Jägerstätter über Jahrzehnte hinweg in Kunst, Kirche, Politik und Gesellschaft ermöglichen. Der Zeitraum der Sammlung erstreckt sich von 1945 bis zu ihrem Tod im Jahr 2013.

Erbe und Erinnerung

Im Jahr 2019 übertrugen die Erbinnen die Sammlung einschließlich umfassender Verwertungsrechte mittels Schenkungsvertrages an die Diözese Linz, die sie zur wissenschaftlichen Aufarbeitung an das Franz und Franziska Jägerstätter Institut weitergab.

Ziel des Projektes ist es, die zentrale Rolle der Frau des Kriegsdienstverweigerers aus Gewissensgründen Franz Jägerstätter in der Bewahrung dessen Erbes entsprechend zu würdigen.

Dabei zeigt sich eine dreifache kulturelle Bedeutung der Sammlung.

Rekonstruktion der Lebensgeschichte von Franziska Jägerstätter

Die Briefe und Fotografien füllen eine Lücke in der Jägerstätter-Forschung, indem sie das Leben von Franziska Jägerstätter dokumentieren. So geben Fotografien wertvolle Einblicke in ihr Alltagsleben, ihre sozialen und familiären Beziehungen sowie ihre aktive Rolle in der Gemeinde. Weiters zeugen die Aufnahmen von ihren Beziehungen zu Führungspersonen der Internationalen Friedensbewegung sowie von ihrer umfangreichen Pilger- und Reisetätigkeit. 

Zeugnisse der Rezeptionsgeschichte von Franz Jägerstätter

Die Sammlung bietet wichtige Einblicke in die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und der Wehrdienstverweigerung in Österreich und international. Mithilfe der in der Sammlung enthaltenen Schreiben lassen sich die Meilensteine in der Rezeptionsgeschichte herausarbeiten. Hierzu zählen an sie adressierte Reaktionen auf die Verfilmung des Falles Jägerstätters durch den österreichischen Regisseur Axel Corti 1971.

Dokumentation und Transformation zentraler Gedenkstätten

Die Sammlung zeigt die Entstehung und Veränderung wichtiger Gedenkstätten, die heute einen fixen Platz in der (ober)österreichischen Kulturlandschaft haben. Diese Orte sind zentrale Elemente der österreichischen Erinnerungskultur sowie wichtige Bezugspunkte für die historische Bildungsarbeit und das religiöse Leben.

Besonders hervorzuheben ist hierbei die Grabstätte Franz Jägerstätters, die nach der Überführung der Urne 1946 an der Außenmauer der Pfarrkirche errichtet wurde und im Laufe der Jahrzehnte zahlreiche Veränderungen erfuhr. Diese war jahrzehntelang das bevorzugte Fotomotiv von Pilger:innen und Besucher:innen und somit Ort erinnerungskultureller Inszenierungen.

Ähnliches gilt für das ehemalige Wohnhaus der Familie Jägerstätter. Durch die Erschließung der Sammlung wird die Transformation des Gebäudes von einem abrissgefährdeten Bauernhof hin zu einem internationalen Gedenk- und Begegnungsort sichtbar. Am 50. Todestag von Franz Jägerstätter fand 1993 unter großem medialem Interesse die Eröffnung des „Hauses Jägerstätter“ statt.