Gehäuse, Geschichten, Geheimnisse
Die malakologischen Sammlungen im Haus der Natur
Aktuell ist das Haus der Natur Salzburg mit Objekten der malakologischen Sammlung im Kulturpool vertreten. Diese Sammlung umfasst mehr als 50.000 Belegserien von Schnecken und Muscheln aus aller Welt. Der Schwerpunkt liegt jedoch in Österreich und dem Bundesland Salzburg.
Objekte, Daten, Ordnung
Die Anzahl der Einzelobjekte geht in die Hunderttausende. In den letzten Jahren wurde die Sammlung taxonomisch nach Familien, Gattungen und Arten geordnet. Die Objekte werden in Glasröhrchen, kleinen Plastiktaschen und Schachteln aufbewahrt. Ein kleiner Teil ist in Alkohol konserviert und separat eingelagert. Alle Objekte werden in der Salzburger Biodiversitätsdatenbank am Haus der Natur erfasst und verwaltet.
Schnecken mit Geschichte
Einen beachtenswerten Teil der Sammlung stellen die Belege des Lehrers Peter Sperling dar. Sie wurden zwischen 1951 und 2010 überwiegend in Salzburg gesammelt und gelten als überaus wichtige historische Quelle zur Verbreitung heimischer Schnecken. Weitere wichtige Teilsammlungen gehen unter anderem auf Franz Krönner, Leopold Schüller, Arthur Scherner, Robert Patzner und Mitglieder der Malakologischen Arbeitsgemeinschaft Salzburg zurück. Zudem gibt es eine alte Sammlung unbekannter Herkunft mit Landschnecken aus vielen verschiedenen Ländern. Diese wurden zum Großteil bereits im 19. Jahrhundert gesammelt.
Spuren einer verschollenen Vielfalt
Große Bedeutung kommt jenen Objekten der Sammlung zu, die stark gefährdete, ausgestorbene oder seltene Arten repräsentieren:
Die Zweizähnige Laubschnecke (Perforatella bidentata) war in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts rund um die Stadt Salzburg noch häufiger anzutreffen. Ihren deutschen Namen verdankt die Art den zwei charakteristischen „Zähnchen“ in der Gehäusemündung. Die Tiere leben in sumpfigen Fluss-Auen, Schilfwiesen und im Verlandungsbereich stehender Gewässer. Durch Uferverbauung, Entwässerung und Flussregulierungen wurden alle bekannten Bestände der Art zerstört. Aktuell gilt die Zweizähnige Laubschnecke in Salzburg als „verschollen“. Auch im restlichen Österreich sind fast alle früheren Vorkommen erloschen.
Die Schmale Windelschnecke (Vertigo angustior) ist besonders durch die Intensivierung der Landwirtschaft stark gefährdet. Die Tiere leben überwiegend in feuchten, naturnahen Wiesen auf kalkreichem Untergrund. Aufgrund dieser besonderen Lebensraumansprüche steht die Schmale Windelschnecke auch im Anhang II der FFH-Richtlinie der EU, was bedeutet, dass die Mitgliedstaaten Schutzgebiete für diese Art ausweisen müssen. Die hochaufgewundenen Gehäuse der Art messen nur etwa 1,8 mm. Im Bereich der Gehäusemündung sind kleine Zähne und Falten ausgebildet. Dies soll Fressfeinde davon abhalten, in das Gehäuse der Schnecke vorzudringen. Besonders Laufkäfer und ihre Larven sind auf Schnecken als Nahrungsquelle spezialisiert.
In Zukunft sollen auch Objekte aus anderen Sammlungen des Haus der Natur über den Kulturpool abrufbar gemacht werden.
Weiterführende Links
hausdernatur.at
gbif.org