Die Gemäldefenster des Linzer Mariendoms

Leuchtende Geschichten in Glas

Der beeindruckende Fensterzyklus des Linzer Mariendoms umfasst kunsthistorisch bedeutende Werke, die nicht nur durch ihre meisterhafte Gestaltung faszinieren, sondern auch tief in Geschichte und Symbolik verwurzelt sind. In leuchtenden Farben erzählen die detailreichen Darstellungen von biblischen Szenen, historischen Ereignissen und den Menschen, die am Dombau beteiligt waren. Über mehrere Bauphasen hinweg entstanden, spiegeln die Fenster nicht nur verschiedene Stilepochen wider, sondern auch die Entwicklung der Glasmalerei als Kunstform. Dank der umfangreichen Digitalisierung lassen sich diese einzigartigen Kunstwerke nun in faszinierender Detailtiefe erkunden.

Fenster aus verschiedenen Epochen

Die Fenster des Mariendoms wurden über mehrere Bauphasen hinweg geschaffen und stammen, mit Ausnahme der Turmkapellenfenster und der Hartmann-Fenster, allesamt aus der Werkstatt der Tiroler Glasmalerei und Mosaik Anstalt.

Die ältesten Werke entstanden im Jahr 1868 und befinden sich in der Votivkapelle, dem ältesten Bauteil des Doms. Sie zeichnen sich durch kräftige Farbakzente aus und zeigen biblische Szenen. Zwei Jahrzehnte später entstanden die Gemäldefenster im Hochchor (1885), welche thematisch dem Leben Mariens gewidmet sind.

Besonders eindrucksvoll sind die von 1910 bis 1924 entstandenen Fenster des Lang- und Querhauses, die neben sakralen Motiven auch bedeutende Persönlichkeiten und Landschaften Oberösterreichs zeigen. Die naturgetreuen Portraits der Stifter:innen verleihen den Fenstern eine persönliche Note. Eine kunsthistorische Besonderheit sind zudem die Rosetten im Querhaus: Das Friedensfenster zeigt Tugenden und Werke der Barmherzigkeit, während das Kriegsfenster die sieben Hauptsünden thematisiert.

Die Turmkapellenfenster aus den 1930er-Jahren stammen aus der Oberösterreichischen Glaswerkstätte Josef Raukamp und beeindrucken mit geometrischen Mustern und leuchtenden Farben.

Die jüngsten Fenster im Dom wurden 1994 vom Künstler Karl Martin Hartmann entworfen. Sie ersetzen die im Zweiten Weltkrieg zerstörten Kapellenkranzfenster. Ihr Spiel aus Licht, Farbe und Form soll zur meditativen Betrachtung anregen und ist ein künstlerisches Denkmal des Friedens.

Das Grundsteinlegungsfenster

Im Langhaus befindet sich eines der inhaltlich bemerkenswertesten Fenster. Es stellt die Grundsteinlegung des Doms am 1. Mai 1862 dar und vereint auf eindrucksvolle Weise irdische und sakrale Themen. Zu sehen ist Dombau-Initiator Bischof Franz Josef Rudigier, der den Grundstein weiht. Zu seinen Füßen kniet der erste Dombaumeister Vincenz Statz, der eines der Grundsteinlegungswerkzeuge in der Hand hält. Dieser Hammer ist erhalten und wurde im Rahmen des Digitalisierungsprojekts fotogrammetrisch erfasst.

Der Stifter des Fensters, der spätere Bischof Rudolf Hittmair, ist als Kind mit seiner Familie abgebildet. Im Maßwerk des Fensters wird die Immaculata als Gnadenspenderin dargestellt.

Die Kunst der Glasmalerei

Im Gegensatz zur klassischen Malerei reflektiert ein Glasgemälde das Licht nicht, sondern lässt es hindurchtreten. Dadurch entstehen intensive Farbwirkungen, die den Raum in eine besondere Atmosphäre tauchen. Je nach Technik kann das Licht sanft gefiltert oder durch dunklere Elemente gedämpft werden, wodurch sich beeindruckende Kontraste ergeben. Die Fenster des Mariendoms bieten eine einzigartige Möglichkeit, die Entwicklung der Glasmalerei über mehr als ein Jahrhundert hinweg nachzuvollziehen.

Digitalisierung für die Zukunft

Umweltverschmutzung, Witterungseinflüsse und Kriegsschäden haben ihre Spuren auf den wertvollen Fenstern hinterlassen. Eine umfangreiche Restaurierungskampagne wird bis 2030 abgeschlossen sein. Um den Originalzustand für die Nachwelt zu dokumentieren, wurden die Gemäldefenster im Rahmen des Digitalisierungsprojektes als hochauflösende Gigapixelfotografien erfasst.

Diese digitalen Reproduktionen ermöglichen es, die Fenster in außergewöhnlicher Klarheit zu betrachten und künstlerische Details zu entdecken, die mit bloßem Auge oft verborgen bleiben. Sie bieten nicht nur eine faszinierende Reise in die Welt der Glasmalerei, sondern auch eine wertvolle Grundlage für zukünftige Restaurierungsarbeiten.

Mit den digitalen Reproduktionen der Gemäldefenster können die kunsthistorischen Werke in bisher ungekannter Detailtreue erlebt werden. Diese Aufnahmen dokumentieren nicht nur den derzeitigen Zustand der Fenster, sondern tragen auch zur langfristigen Erhaltung und Restaurierung bei. Sie eröffnen einen einzigartigen Zugang zu den kunstvollen Details und der Symbolik der Glasmalerei und leisten einen wichtigen Beitrag zum Schutz dieser kulturhistorischen Schätze.

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