Der Nachlass Stefan Zweigs und seine Überlieferung

Zerstreut und gesammelt

Im Rahmen der Initiative Stefan Zweig digital macht das Literaturarchiv Salzburg den weltweit verstreuten literarischen Nachlass des österreichischen Schriftstellers Stefan Zweig (1881–1942) online zugänglich.

Flucht, Fragmentierung, Forschung

Stefan Zweig erlangte in der Zwischenkriegszeit insbesondere mit seinen Novellen und Biographien Weltruhm. Aufgrund seiner jüdischen Herkunft begab er sich Mitte der 1930er Jahre ins Exil, was für seinen schriftlichen Nachlass zu einer Verteilung auf zahlreiche öffentliche und private Sammlungen führte und eine komplizierte und teilweise unübersichtliche Überlieferungslage zur Folge hatte. Originalmanuskripte und weitere Materialien eines der auflagenstärksten und meistübersetzten deutschsprachigen Autoren des 20. Jahrhunderts standen somit trotz anhaltendem Interesse an seinem Werk lange Zeit gar nicht oder nur eingeschränkt zur Verfügung.

Die 2016 vom Literaturarchiv Salzburg begründete Initiative Stefan Zweig digital hat sich daher das Ziel gesetzt, Zweigs Nachlass virtuell zu rekonstruieren und darüber hinaus weitere relevante Daten zu seinem Leben und Werk frei zugänglich online zur Verfügung zu stellen.

Das Literaturarchiv Salzburg selbst bewahrt seit 2014 eine der größten Sammlungen von originalen Materialien aus dem Nachlass Stefan Zweigs auf, darunter über 50 Manuskripte und Typoskripte sowie mehr als ein Dutzend Werknotizbücher, seine sämtlichen bekannten Tagebücher und weit über 1000 Briefe von und an ihn.

Werkmanuskripte des Autors

Kernstück der Sammlung sind zahlreiche Werkmanuskripte Stefan Zweigs, von Zeitungsartikeln über Reden und Gelegenheitsgedichte bis zu dramatischen Werken, biographischen Essays und den unvollendeten Romanen "Clarissa" und "Rausch der Verwandlung". Unter den ebenfalls vorhandenen Werknotizbüchern findet sich eines mit frühen Entwürfen Zweigs zu seinem autobiographischen Zeitporträt "Die Welt von Gestern".

Stefan Zweig's Hauptbuch

Das großformatige „Hauptbuch“ zählt zu den bedeutendsten Stücken aus dem Bereich der Lebensdokumente Stefan Zweigs. Es wurde im Jahr 1932 angelegt und verzeichnet rückwirkend und fortlaufend Einträge zu seinen in Büchern erschienenen Werken mit Angaben zu weltweit abgeschlossenen Verträgen für Lizenzausgaben, Übersetzungen und Verfilmungen. An keiner anderen Stelle ist der weltweite Erfolg Stefan Zweigs auf dem Höhepunkt seines Schaffens umfassender und dichter dokumentiert.

Briefe von und an Stefan Zweig

Hinzu kommen aus dem Bestand der Korrespondenzen wichtige Schreiben von und an Stefan Zweig, der seit Beginn seiner schriftstellerischen Tätigkeit einen intensiven beruflichen und privaten Briefwechsel mit zahlreichen herausragenden Persönlichkeiten seiner Zeit führte. Zu den im Literaturarchiv Salzburg erhaltenen Stücken gehören Ansichtskarten, Postkarten, Telegramme sowie mit der Schreibmaschine und handschriftlich verfasste Briefe. Neben Einzelstücken sind auch mehrere Sammlungen von Korrespondenzen vorhanden. So umfasst der Bestand des Literaturarchivs Salzburg unter anderem Zweigs bislang nicht edierten Briefwechsel mit seinem Wiener Verleger Herbert Reichner sowie 47 Schreiben Stefan Zweigs an Sigmund Freud.

Wie alle übrigen Bereiche wird Stefan Zweig digital auch in dieser Kategorie um Einträge aus eigenen und anderen Sammlungen fortgeführt und regelmäßig um weitere Stücke ergänzt.

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