Die Österreichische Nationalbibliothek digitalisiert ihren historischen Bestand
Gedruckte Vielfalt digital
Seit 2011 digitalisiert die Österreichische Nationalbibliothek im Rahmen des Projekts „Austrian Books Online“ (ABO) ihre urheberrechtsfreien Werke, die nach 1501 erschienen sind, in einer Public Private Partnership mit Google. Im Zuge der Digitalisierungsstrategie der Österreichischen Nationalbibliothek wird mit diesem Projekt nicht nur eine große Anzahl an Digitalisaten erzeugt, sondern auch eine nachhaltige Schonung und Sicherung der wertvollen Bestände erreicht, die zudem während des gesamten Digitalisierungsprozesses von den Buchbinder:innen und Restaurator:innen der Österreichischen Nationalbibliothek konservatorisch begleitet werden.
Historische Schritte zur Digitalisierung – vom Buchkatalog zur Datenbank
Die Digitalisierung von Bibliotheksbeständen als komplexe Herausforderung beginnt zwar erst mit dem 21. Jahrhundert, beruht aber auf über Jahrhunderte gewachsenen Schritten des systematischen Sammelns, Verwahrens und Erschließens.
Hatte der niederländische Gelehrte und erste offizielle kaiserliche Bibliothekar Hugo Blotius im 16. Jahrhundert mit der Erschließung der Bestände nach Autoren und Themen in Form von Buchkatalogen in die Wege geleitet, ließ Gottfried van Swieten ab 1780 die Sammlungen der kaiserlichen Hofbibliothek auf Zetteln erfassen – das weltweit innovative System des flexibel erweiterbaren Zettelkatalogs hielt sich nach maschinengetippter Transformierung bis zur Einführung der digitalen Bestandserfassung in Online-Datenbanken im Jahr 1995.
Digitalisierungsvor- und Nachbereitung
Alle bisherigen technischen Entwicklungen spiegeln sich in der Organisation der Digitalisierung wider, die nur durch eine vorherige systematische Erfassung möglich ist: Ein mehrstufiger Prozess, der sich an Identifikatoren wie Barcodes und Signaturen orientiert, umfasst die autoptische Sichtung der Bücher, die Neuerfassung im Katalogsystem, restauratorische Arbeiten und die Integration der neu erstellten Digitalisate in das Bibliothekssystem.
Dabei werden diejenigen Werke ausgewählt, die einerseits den rechtlichen Rahmenbedingungen des Urheberrechtsschutzes entsprechen, und andererseits auch aufgrund ihres Formats und ihres konservatorischen Zustands digitalisiert werden können. Anhand der verbesserten bibliographischen Beschreibungen im Katalog der Österreichischen Nationalbibliothek können Google die notwendigen Metadaten zur Verfügung gestellt werden. Vom Ausheben der ausgewählten Werke aus den jeweiligen Sammlungen und Magazinen bis hin zum Transport zur Digitalisierung ist ein komplexer logistischer Workflow umzusetzen.
Digitale Bereitstellung, Öffnung und Beforschung
Die Digitalisate des ABO-Projekts sind über den Bibliothekskatalog QuickSearch und im Portal ÖNB Digital recherchierbar. Durch die Public Private Partnership mit Google werden große Mengen von Druckwerken nicht nur digitalisiert, sondern auch mit Volltext versehen. Sie stehen damit den digitalen Geistes- und Sozialwissenschaften als Datenkorpus innerhalb einer nicht-kommerziellen Nutzung (Rechtekennzeichnung „No Copyright – Non-Commercial Use Only“) zur Verfügung und können außerdem als Trainingsdaten für Machine Learning genutzt werden.
Wertvolle Bestände wie jene des Prunksaals werden somit der interessierten Öffentlichkeit als auch der Forschung zur Verfügung gestellt – das ABO-Projekt sowie weitere Digitalisierungsprojekte der Österreichischen Nationalbibliothek tragen zur Bewahrung, Öffnung und Sichtbarmachung des kulturellen Erbes auf verschiedenen Plattformen wie Kulturpool und Europeana bei.
Weiterführende Links
onb.ac.at
onb.digital
search.onb.ac.at