Das Planarchiv des Linzer Mariendoms

Historische Baupläne, Entwürfe und Zeichnungen

Das Planarchiv des Mariendoms gilt als ein einzigartiges Zeugnis der Domgeschichte: Es bewahrt eine der größten zusammenhängenden Sammlungen zur Baugeschichte eines einzigen Sakralbaus. In den Planschränken lagern über 4.000 Pläne, Zeichnungen und Korrespondenzen, die den Entstehungsprozess der größten Kirche Österreichs dokumentieren. Von den ersten Entwürfen des Dombaumeisters Vincenz Statz bis zu präzisen Werksteinplänen und kunstvollen Glasfensterzeichnungen spiegelt die Sammlung über ein Jahrhundert neogotischer Baukunst wider. Diese historischen Dokumente lagern gut geschützt in den Planschränken des Archivs und sind der Öffentlichkeit bislang nicht zugänglich. Im Zuge der Digitalisierung wurden diese Dokumente nun erstmals hochauflösend erfasst.

Vom Entwurf bis zur Ausstattung – ein vielfältiger Bestand

Die umfangreiche Sammlung umfasst Dokumente, die verschiedene Phasen des Bauprozesses der größten Kirche Österreichs festhalten. Zu den ältesten Beständen gehören die ersten Entwürfe des Dombaumeisters Vincenz Statz, die auf etwa 1860 datieren.

Ein weiteres bedeutendes Element stellen die kunstvollen Zeichnungen der Glasgemäldefenster dar, die von der Tiroler Glasmalerei angefertigt wurden. Diese 1:1-Entwürfe sind besonders wertvoll, da viele der Fenster im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden. Ohne fotografische Aufnahmen dieser Fenster sind diese Zeichnungen die einzige Quelle für eine Rekonstruktion.

Die Sammlung enthält auch umfangreiche Korrespondenzen, die den Austausch zwischen dem Dombaukomitee und verschiedenen Institutionen wie der Tiroler Glasmalerei oder dem Kaiserhaus dokumentieren. Diese Schriftstücke gewähren nicht nur Einblicke in die bürokratischen und administrativen Aspekte des Projekts, sondern dokumentieren auch den künstlerischen Prozess.

Darüber hinaus umfasst das Archiv zahlreiche Pläne, die für den internen Gebrauch der Dombauhütte bestimmt waren. Diese Pläne dokumentieren den Alltag auf der Baustelle und die präzise Arbeit, die nötig war, um das monumentale Bauwerk zu errichten. Die detaillierten Schichtenpläne der Werksteine sind ein besonders anschauliches Beispiel für die Präzision, mit der die Steinmetze arbeiteten, und verdeutlichen die hohen Anforderungen an die Bearbeitung der Steine.

Das Archiv dokumentiert nicht nur die monumentale Gebäudehülle der Kirche, sondern umfasst auch zahlreiche Entwürfe zur Ausstattung des Doms. Diese Pläne gewähren Einblicke in die künstlerische und funktionale Gestaltung zahlreicher Elemente des Inneren, von der Einrichtung der Sakristeien über die Fliesenböden und Chorgitter bis hin zu Kronleuchtern und Altären. Sie verdeutlichen die umfassende Planung, die für die vollendete Gestaltung des sakralen Raums notwendig war. Abgerundet wird die Sammlung durch Entwurfszeichnungen für den Domschatz, wie etwa die kunstvollen Grundsteinlegungswerkzeuge und der berühmte Blümelhuber-Schlüssel.

Historisches Meisterwerk in feiner Tusche

Ein besonders wertvoller und zugleich einer der ältesten Pläne im Planarchiv ist die Turmansicht des Mariendoms aus dem Jahr 1861. Der Entwurf stammt von Vincenz Statz, dem ersten Dombaumeister, während die Ausführung der Zeichnung in den Händen von Otto Schirmer lag, dem Leiter der Dombaustelle. Dieser Plan gehört zu einer Serie von Entwürfen, die Bischof Rudigier so sehr überzeugten, dass er Statz direkt den Auftrag für den Bau des Mariendoms erteilte, ohne jegliche Änderungswünsche anzuführen.

Mit einer Länge von 325 cm ist der Plan einer der längsten und kunstvollsten Dokumente im Planarchiv. Er wurde mit feiner Tusche auf Papier gezeichnet, wobei die Rückseite mit einem Gewebe in Leinwandbindung verstärkt wurde. Der Plan ist von einem grünen Börtelrand umrahmt, der die künstlerische Präzision und den hohen Wert dieses einzigartigen Dokuments unterstreicht.

Das Planarchiv im digitalen Zeitalter

Die Digitalisierung der historischen Bestände im Planarchiv ist von entscheidender Bedeutung, da sie nicht nur den aktuellen Zustand dieser fragilen Objekte dokumentiert, sondern auch einen breiteren Zugang für Forschung und Öffentlichkeit ermöglicht. Die Pläne sind von unschätzbarem Wert für das Verständnis des Mariendoms, da sie Einblicke in die ursprünglichen Entwürfe und die präzise Umsetzung des Baus gewähren. Durch die hochauflösende Erfassung sind diese wertvollen Bestände nun erstmals der Öffentlichkeit zugänglich, was neue Perspektiven auf die Geschichte dieses Meisterwerks eröffnet.

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