Geschichte zwischen den Seiten
Die Sammlungen des Volkskundemuseum Wien
Das Volkskundemuseum Wien versammelt im digitalen Raum die bisher getrennten Bestände der Sammlungen (Objekte und Fotografien), der Bibliothek und des Archivs. Die Sammlungsdaten präsentieren sich tief erschlossen, mit Anbindungen an Normdaten und inhaltlich vernetzt. Herausragend sind die über 8.000 Objekte zählende Andachtsgrafiksammlung von Gustav Gugitz, die Alt-Gmundner Fayencen und die 3D-Modelle von Highlight-Objekten der historischen Schausammlung. Diese wurde Anfang 2024 aufgrund der Sanierung des Museumsstandortes abgebaut und ins Depot verbracht. Die Veröffentlichung der Sammlung von Keramiken aus der Produktion der Firma Prinzess-Keramik, die im Wien der Nachkriegszeit bestand, ermöglichte die erstmalige Erforschung und Veröffentlichung der Firmengeschichte sowie der Biografien der Betriebsgründer:innen Hertha Reisinger und Otto Maria Weinzinger.
Verborgene Perspektiven
Die Fotosammlung präsentiert neben den Konvoluten der ältesten Positive, Negative und Dias die fotografischen Bestände von Eugenie Goldstern und Rudolf Trebitsch. Eugenie Goldsterns fotografisches Vermächtnis zu bearbeiten, ist ein langes Versäumnis, das nachgeholt werden muss, um dieser Forscherin gerecht zu werden. Sie hat in einer männerdominierten Wissenschaft in Wien um 1910 neue Maßstäbe in der ethnologischen Forschung gesetzt.
Bewahren, was bedroht ist
Die Fotografien aus den historischen Regionen Galizien und Bukowina sind für die ethnografische, kunsthistorische und kulturwissenschaftliche Forschung bedeutsam und seit einigen Jahren stark nachgefragt. Vor dem Hintergrund der Zerstörung von Kulturgut durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine erfahren diese Fotografien einen nochmaligen dokumentarischen Bedeutungszuwachs.
Märchen, Mythen, Marginalien
Die sogenannte Mythenbibliothek befindet sich seit 1946 im Museum. Ihre Provenienz und die Klärung der Eigentumsverhältnisse waren Gegenstand eines Forschungsprojekts. 2019 wurde zwischen dem Bund als Eigentümer und Leihgeber, vertreten durch den Bundesminister für EU, Kunst, Kultur und Medien, und dem Verein/Österreichisches Museum für Volkskunde als Leihnehmer ein Leihvertrag abgeschlossen. Das Museum verpflichtete sich „den Leihgegenstand der Öffentlichkeit gegenüber verfügbar zu halten“.
Ein zahlenmäßig beträchtlicher Teil der ca. 1.700 Werke stammt aus der Gelehrtenbibliothek des 1939 in Prag verstorbenen Albert Wesselski, einem bis heute in Fachkreisen bekannten Märchenforscher und Herausgeber vieler Märcheneditionen in namhaften Verlagen. Viele seiner Bücher sind mit mehr oder weniger handschriftlichen Einträgen versehen, die einer wissenschaftlichen Begutachtung, Einschätzung bzw. Bearbeitung harren.