Schätze aus der Römerzeit
Antike Bronzefibeln aus St. Pölten
Das Projekt „Schätze aus der Römerzeit – antike Bronzefibeln aus St. Pölten“ ermöglichte die umfassende Dokumentation von über 600 römerzeitlichen Fibeln des 1. bis 4. Jahrhunderts n. Chr. Die Funde bieten bedeutende Einblicke in die Kulturgeschichte der römischen Siedlung Aelium Cetium und sind über die Datenbank cfir.science allen frei zugänglich.
Mehr als ein Gewandverschluss
Römische Fibeln stellen in der Archäologie eine wertvolle Ressource zur Erforschung der Besiedlungs- und Bevölkerungsgeschichte dar. Über ihre praktische Funktion als Gewandverschluss hinaus reflektieren sie die Vorlieben ihrer Träger:innen und lassen so Mode- und/oder Kulturkreise erschließen. Sie bieten Einblick in die angewandten technischen Verfahren und erlauben Rückschlüsse auf überregionale Handels- und Personenkontakte.
Aus der Erde ins Internet
Trotz der Bedeutung dieser Funde gibt es in der Forschung noch immer zahlreiche weiße Flecken. Auch aus St. Pölten waren bislang nur wenige Fibeln veröffentlicht. Umso erfreulicher ist es, dass im Rahmen des Projektes „Schätze aus der Römerzeit – antike Bronzefibeln aus St. Pölten“ in Zusammenarbeit mit dem Stadtmuseum St. Pölten, der ÖAW (ÖAI), der Universität Innsbruck, Research Archaeology und 7reasons weit über 600 römische Fibeln dokumentiert werden konnten. Diese wurden nicht nur beschrieben und fotografiert, sondern zum Teil auch dreidimensional gescannt. Die Fibeln können über die Datenbank cfir.science abgerufen werden und sind frei zugänglich. Damit wurde ein wichtiger Beitrag für die Erforschung der römischen Vergangenheit geleistet.
Die dokumentierten Fibeln stammen überwiegend aus dem römischen Siedlungsgebiet von St. Pölten, dem antiken municipium Aelium Cetium. Ergänzt wird der Fundkomplex durch eine bedeutende Anzahl von Fibeln aus dem Umland, darunter auch Stücke aus den spätantiken Gräberfeldern von Pottenbrunn und Ratzersdorf.
Bedeutung, Einfluss und Identität
Das Fibelspektrum zeichnet sich durch eine bemerkenswerte Vielfalt aus, die sich – mit wenigen Ausnahmen früherer Exemplare – in Formen des späten 1. bis ins 4. Jh. n. Chr. zeigt. Neben regionalen Typen lassen sich mehrfach Importstücke festhalten, darunter beispielsweise emailleverzierte Scheibenfibeln aus dem gallisch-obergermanischen Raum.
Auch Einflüsse etwa aus der Nachbarprovinz Pannonien und dem nördlich gelegenen Barbaricum sind zu verzeichnen. Das starke Vorkommen spätantiker Fibeln lässt St. Pölten im Vergleich mit anderen römischen Siedlungsplätzen in Noricum herausragen und betont die Bedeutung der Stadt in dieser Zeit.
So konnten im Zuge des Projektes insgesamt 120 spätantike Zwiebelknopffibeln aufgenommen werden, von denen einige im Kontext von Körpergräbern entdeckt wurden. Diese Funde stehen in direkter Verbindung mit den Tragenden und bieten wertvolle Hinweise auf Bestattungspraktiken und die Identität der Verstorbenen.
Made in Aelium Cetium
Besonders interessant ist zudem der Nachweis einer lokalen Fibelproduktion in Aelium Cetium. Eine Gussform, Modelle sowie mehrere unvollendete Stücke und Fehlgüsse belegen handwerkliche Aktivitäten vom frühen 2. bis ins 4. Jh. n. Chr. Diese Werkstücke ermöglichen nicht nur eine fundierte Analyse der angewandten Herstellungsmethoden, sondern dienen auch als Quelle für die Erforschung der Verbreitungszentren einzelner Formen.
Offen für Entdeckungen
Das Projekt „Schätze aus der Römerzeit – antike Bronzefibeln aus St. Pölten“ bietet somit in mehrerlei Hinsicht enormes Potenzial für weitere Untersuchungen. Durch die umfassende Dokumentation der römischen Fibeln aus St. Pölten und die freie Zugänglichkeit der Daten wurde eine wertvolle Grundlage für zukünftige Forschungen geschaffen, die nicht nur das Wissen über lokale Produktion und Handelsbeziehungen erweitert, sondern auch tiefere Einblicke in die Kulturgeschichte der Region ermöglicht.
Weiterführende Links
stadtmuseum-stp.at
Schätze aus der Römerzeit