Die Vielfalt der ARCHE
ARCHE: A Resource Centre for the HumanitiEs
Ab Herbst 2024 stellt A Resource Centre for HumanitiEs (ARCHE), gehostet vom Austrian Centre for Digital Humanities and Cultural Heritage von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, sechs Sammlungen im Kulturpool zur Verfügung, mit der Aussicht, dass weitere folgen, da ARCHE weiterhin neue Sammlungen bearbeitet. Diese Zusammenarbeit hat ermöglicht, dass die Daten weiter standardisiert und bereichert sowie zusätzliche Entdeckungsmöglichkeiten geschaffen wurden. ARCHE bereitete die Daten für die Kulturpool-Plattform vor, indem zusätzliche Titel erstellt, durchsuchbare Schlagwörter hinzugefügt und das Europeana-Vokabular für die Ressourcenkategorie integriert wurden.
Walter Dostal Nachlass
Walter Dostal (1928-2011) war ein prominenter Vertreter der deutschsprachigen Sozial- und Kulturanthropologie. Er hinterließ eine umfangreiche Sammlung ethnografischer visueller Materialen wie Fotografien, Dias, Zeichnungen und Filme, die materielle Kultur, traditionelle Architektur, Handwerkskunst und das soziale Leben in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Südarabien dokumentieren. Seine Materialien wurden dem Institut für Sozialanthropologie (ISA) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften vermacht.
Eine Auswahl aus dem Gustav Mahler Nachlass
Die Sammlung bietet einen digitalen Zugang zu zentralen Archivbeständen der Internationalen Gustav Mahler Gesellschaft. Die 1955 in Wien gegründete Gesellschaft ist die älteste und bedeutendste Institution der internationalen Mahler-Forschung. Zu den Beständen zählen zahlreiche Druckquellen mit originalen Eintragungen Mahlers und Annotationen von Herausgebern und Interpreten, Veranstaltungsprogramme, Artikel und Rezensionen, Fotos und weitere Dokumente.
Die Bestände sind nicht nur für Wissenschaftler:innen aus den Bereichen Musik, Politik, Geschichte und Kultur relevant, sondern auch für eine breitere Öffentlichkeit, die sich für die Geschichte Österreichs, der Habsburgermonarchie, der Wiener Moderne und für die Verflechtung von Musik und Politik vom späten 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart interessiert. Zusätzlich ist der Bestand auch für aktive Musiker:innen von großem Interesse, da auch Dirigierpartituren und Orchesterstimmenmaterial mit handschriftlichen Eintragungen Teil der Sammlung sind.
Baedeker & General Travel Guides
Die Sammlung von Schwarzweiß-, Graustufen-Scans und Farbfotografien von frühen deutschen Reiseführern über außereuropäische Länder, die zwischen 1875 und 1914 im Baedeker Verlag erschienen sind (5 Bände, Erstausgaben).
45 Handschriften des Wiener Dominikanerkonvents
Die Sammlung beinhaltet Digitalisate und Metadaten von 45 exemplarischen Handschriften des Wiener Dominikanerkonvents. Klosterbibliotheken in Österreich bergen ein reiches kulturelles Handschriftenerbe, das sie jahrhundertelang gehütet und erhalten haben. Selten genug ist dies der interessierten Öffentlichkeit bewusst. Sie eröffnen für alle Arten von kulturwissenschaftlichen Studien, sei es zur Bibliotheksgeschichte, Buchmalerei, Musik-, Liturgie-, Geistes- und Sozialgeschichte, im Grunde genommen für alle Felder der historischen Forschung, als gewachsene Bestände vielfältige Perspektiven zur Erkenntnis.
Die Niederlassung der Dominikaner in Wien wurde bereits 1225 von Herzog Leopold VI. von Babenberg gegründet. Der neu errichtete Konvent war einer der ältesten im deutschsprachigen Raum und sollte sich bald zu einem bedeutenden geistigen Zentrum entwickeln. Mit der Gründung einher ging die Errichtung eines „Hausstudiums“, das sich im Spätmittelalter durch engste Beziehungen zur Wiener Universität auszeichnete.
Das geistige Umfeld dieses gelehrten Raumes sowie der Austausch und die Kontakte zu anderen religiösen Gemeinschaften lassen sich bis heute gut anhand der kontinuierlich gewachsenen Bibliothek ablesen. Die Sammlung bietet einen Einblick in die Bandbreite des kulturellen Erbes des Wiener Predigerordens.
Die mittelalterlichen Handschriften aus der Stiftsbibliothek Stams
Die Sammlung an mittelalterlichen Handschriften des Tiroler Zisterzienserstiftes Stams reicht bis zur Gründung im 13. Jahrhundert zurück und zählt zu den bedeutendsten Kulturschätzen in Gesamttirol. Mit etwa 400 Handschriften handelt es sich um die größte Zahl noch erhaltener mittelalterlicher Handschriften aus einem Tiroler Kloster.
Vor Ort in der Stamser Stiftsbibliothek befinden sich heute noch etwa 60 mittelalterliche Buchhandschriften. Diese wurden im Rahmen des Projektes „Libri Stamsenses – Digitalisierung, Erschließung und virtuelle Zusammenführung der mittelalterlichen Handschriften der Stiftsbibliothek Stams“ (gefördert im Rahmen der Ausschreibung „Kulturerbe digital“ / BMKÖS, 2023–2024) an der Universitäts- und Landesbibliothek Tirol digitalisiert. Im Zuge der vorübergehenden Aufhebung des Stiftes Stams während der bayerischen Verwaltung (1806–1814) gelangten über 300 Handschriften an die Lyzealbibliothek in Innsbruck, die heutige Universitäts- und Landesbibliothek Tirol. Einzelne Handschriften zerstreuten sich über die Jahrhunderte in andere Institutionen. Auch diese Bücher wurden im Projekt berücksichtigt, um die ehemalige Handschriftensammlung virtuell zusammenzuführen.
Choralhandschriften der Zentralbibliothek der Wiener Franziskanerprovinz Graz
Die Zentralbibliothek des Franziskanerklosters Graz verwahrt zahlreiche Choralquellen vom Beginn des 14. Jahrhunderts weg bis zum 19. Jahrhundert. In der Forschung wurden diese Handschriften und Drucke bislang wenig beachtet. Knapp ein Drittel der 56 Quellen stammt aus dem 14., 15. und 16. Jahrhundert, zwei Drittel sind aus dem 17. und 18. Jahrhundert und bilden somit einen starken, repräsentativen Bestand zur Beschäftigung mit dem heute wenig beachteten Barockchoral.
Zu beachten ist auch das Verhältnis zwischen der italienischen (Druck-) Überlieferung und der österreichischen handschriftlichen Tradition bei den musikalischen Fassungen von Antiphonen und anderen Gesängen für die franziskanischen Eigenfeste vom Ausgang des Mittelalters weg bis ins 18. Jahrhundert.
Die vorhandene lokale Choralüberlieferung des Franziskanerordens stellt trotz einer guten Quellenlage noch weitgehend eine terra incognita dar. Während die österreichische Musikgeschichte in den imperialen und in den klösterlichen Zentren der monastischen Ordensgemeinschaften vor allem in Hinblick auf die Figuralmusik des 18. Jahrhunderts relativ gut bekannt ist, liegt in Bezug auf die liturgisch-musikalische Praxis der weit verbreiteten Mendikanten und ihrer Klientel vieles im Dunkeln. Durch die Erschließung und online-Publikation dieses Quellenkorpus kann dieses Desiderat zumindest teilweise geschlossen werden und weitergehende Forschungen ermöglichen.