Höhepunkte der angewandten Kunst
Die Sammlung des MAK
Die Sammlung des MAK ist seit ihrem 160-jährigen Bestehen interkulturell angelegt und bietet die einzigartige Möglichkeit, Entwicklungen – etwa der Formgebung – durch Kulturen, Jahrhunderte und Materialien zu verfolgen. Der hohe Anspruch auf die Zusammenstellung von Vorbildern der angewandten Kunst aus allen Epochen und Materialien war von Anfang an bestimmend. Ein großer Teil des Bestandes aus den Sammlungsbereichen Design, Möbel und Holzarbeiten, Gegenwartskunst, Asien, Bibliothek und Kunstblättersammlung, Textilien und Teppiche, Metall und Wiener Werkstätte Archiv sowie Glas und Keramik ist digitalisiert und online zugänglich.
Die Schwerpunkte der MAK Sammlung
Die erst 2005 angelegte Sammlung Design steht für ein facettenreiches Spektrum zeitgenössischen Designschaffens, basierend auf einem erweiterten Designbegriff mit Fokus auf Gesellschaft, Ökologie und Technologie. Die Sammlung widmet sich Design als Schnittstelle zwischen dem Physischen und dem Digitalen, sie umfasst Objekte und Designstrategien vom industriellen Serienprodukt über Handwerkserzeugnisse bis hin zu Social Design Prozessen.
Neben hervorragenden Exemplaren der Möbelkunst des Barock und Rokoko liegt ein Schwerpunkt der Sammlung Möbel und Holzarbeiten auf den österreichischen – und insbesondere den Wiener – Möbeln des Empire und Biedermeier sowie des Historismus und Jugendstils. Die Bandbreite der Sammlung reicht von kleinen Schnitzereien und zierlichen Kistchen bis hin zu massiven Schränken und ganzen Inneneinrichtungen, von konventionellen Tischlermöbeln bis zu Experimenten im Spannungsfeld von Kunst, Design und Architektur.
Die Sammlung Gegenwartskunst stellt bedeutende Werke internationaler zeitgenössischer Künstler*innen unter besonderer Berücksichtigung experimenteller österreichischer Positionen vor. Zeichnung, Malerei, Fotografie, Video und Film sind ebenso vertreten wie Skulptur, Installation und Beiträge zur Architektur.
Eine große Auswahl von Kunst und Kunstgewerbe aus dem asiatischen Raum bildet den Sammlungsbereich Asien. Neben chinesischem Porzellan sind besonders japanische Lackarbeiten, Farbholzschnitte (Ukiyo-e) und Färbeschablonen (Katagami) hervorzuheben. All diese Objekte geben Einblick in die jahrhundertelange Wechselbeziehung zwischen Europa und Asien.
Die Bibliothek und Kunstblättersammlung ist die größte Kunstbibliothek in Österreich. Neben dem umfangreichen Buchbestand enthält sie Ornamentstiche, Vorlageblätter, Handzeichnungen, Aquarelle und Pläne von Künstler*innen und Architekt*innen von der Renaissance bis zur Gegenwart, eine Fotosammlung sowie eine stetig wachsende Plakat- und gebrauchsgrafische Sammlung.
In der Sammlung Textilien und Teppiche finden sich unter anderem mittelalterliche Gewebe, Knüpfteppiche, Spitzen, Biedermeiertextilien, Textilien der Zeit um 1900 sowie eine Gruppe koptischer, also spätantiker, Textilien.
Neben Besteck, Tafelgerät, Renaissanceschmuck und zeitgenössischen Schmuckarbeiten liegen die Schwerpunkte der Sammlung Metall auf Wiener Silber des 19. und 20. Jahrhunderts, Metallarbeiten der Wiener Werkstätte, Zinngefäßen und sogenannten Galvanos, also Duplikaten edler Metallgegenstände.
Im Archiv der Wiener Werkstätte finden sich unter anderem Entwurfszeichnungen, Stoffmuster und Fotografien der Produktionsgemeinschaft. Darüber hinaus verwahrt das MAK die größte in einem Museum vorhandene Sammlung von Objekten der Wiener Werkstätte und deckt damit deren gesamte Schaffensperiode ab. Die einzelnen Objekte sind dem Material gemäß über das Wiener Werkstätte Archiv hinaus den entsprechenden Teilen der MAK Sammlung zugeordnet.
Die Sammlung Keramik enthält unter anderem den Nachlass der Wiener Porzellanmanufaktur sowie eine umfangreiche Sammlung an Kachelöfen, Hafnerkeramik und Majoliken des 16. bis 19. Jahrhunderts.
Die Entwicklung der Glasmalerei vom 15. bis zum 19. Jahrhundert sowie des Hohlglases vom 16. Jahrhundert bis heute lässt sich anhand von Objekten aus der Sammlung Glas nachvollziehen. Von internationaler Bedeutung ist der Bestand an Jugendstil-Gläsern aus Österreich, darüber hinaus verwahrt das MAK die größte museale Sammlung von Gläsern der Firma J. & L. Lobmeyr außerhalb der Manufaktur.
Ausgewählte Objekte
Einige Objekte sind aufgrund ihrer aufwendigen Digitalisierung besonders hervorzuheben:
Eines der wertvollsten Exemplare der Möbelsammlung ist der 1776 in Neuwied am Rhein angefertigte Kunst- und Kabinettschrank von David Roentgen. Das Möbelstück verfügt über ein komplexes Innenleben, das über ein animiertes 3D-Modell digital erfahrbar ist.
Als Miniatur eines großbürgerlichen Salons präsentiert sich eine Puppenstube aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert mit ihrer detailgetreuen Einrichtung. Der „salon en miniature“ wurde 1893 von Gabriele Przibram in Auftrag gegeben. Der Korpus und die Einrichtung wurden 3D-gescannt und können als interaktives Modell betrachtet werden.
Weitere Highlights sind mehrere Kleidungsstücke und Teppiche, die ebenfalls als 3D-Modelle von allen Seiten betrachtet werden können. Dazu zählen eine chinesische Drachenrobe aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts oder der berühmte Wiener Jagdteppich, der in der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts in Kaschan (Iran) gefertigt wurde.
Zu den wertvollsten Kunstwerken aus dem Bestand der Wiener Werkstätte zählen ein frühes Teeservice von Josef Hoffmann, eine von Dagobert Peche entworfene Ehrengabe zu Hoffmanns 50. Geburtstag sowie eine Prunkkassette und ein Schreibschrank für die Familie Waerndorfer, beides nach Entwurf von Koloman Moser.
Einen weiteren Höhepunkt stellt Gustav Klimts neunteilige Werkzeichnung zum Mosaikfries im Speisezimmer des von Josef Hoffmann entworfenen Palais Stoclet in Brüssel dar.
Im Jahr 2015 war das MAK das erste Museum, das ein Kunstwerk mit Bitcoins erwarb. Der Bildschirmschoner Event Listeners von Harm van den Dorpel kann inzwischen auch als Bewegtbild abgerufen werden.