Die europäische Kampagne „Twin it!“ zur 3D-Digitalisierung von Kulturgütern

Kulturdenkmäler in 3D

Das digitale Kulturerbe in Europa soll durch mehr 3D-Modelle besser erfasst und erfahrbar gemacht werden. Heute sind neben Objekten, die in Text und Bild fotografiert oder gescannt werden, erst 0,01 % aller 57 Millionen Kulturgüter im 3D-Format verfügbar.

In der europäischen Kampagne Twin it! setzen die Kulturministerien der Mitgliedsstaaten der Europäischen Union gemeinsam mit nationalen Kultureinrichtungen hochwertige 3D-Digitalisierung von materiellen Kulturgütern um. Digitalisiert werden jeweils symbolisch ausgewählte einzelne Objekte, darunter die Tartuer Sternwarte in Finnland, das Kastell in Momjan in Kroatien und der Herkules Farnese in Italien. Es werden somit „digitale Zwillinge“ von Kulturdenkmälern in 3D erstellt und so wird kulturelles Erbe für künftige Generationen bewahrt und bleibt sichtbar.

Die Kampagne begegnet technischen Herausforderungen in der 3D-Digitalisierung von Bauwerken und Denkmälern und versucht, hohe Qualitätsstandards zu festigen. Auch wenn 3D-Modellierungen bereits in einigen Bereichen intensiv eingesetzt werden (etwa in der Denkmalpflege und -visualisierung), sollen nun weitere Projekte rund um 3D-Digitalisierung angestoßen werden, um das Potenzial von 3D-Modellen voll auszuschöpfen.

Die hochwertigen 3D-Digitalisate aus den einzelnen Ländern sollen als Leuchtturmprojekte dienen. 3D-Digitalisierungen von Kulturgütern werden damit sichtbar und auch für andere Institutionen attraktiver. Die neuen Modelle sind Vorreiter der 3D-Digitalisierung und zeigen anderen Institutionen, wie faszinierend und zugleich nützlich 3D-Digitalisierung sein kann.

Das römische Heidentor

Für Österreich wurde das Heidentor im niederösterreichischen Petronell-Carnuntum zur 3D-Digitalisierung im Rahmen von Twin it! ausgewählt. Für das Projekt sind sogar vier 3D-Modelle des Heidentors in Arbeit: ein visuell digitalisiertes sowie drei weitere Modellierungen, die insgesamt vier historische Epochen widerspiegeln. Durch Steinraub bis ins 20. Jahrhundert und wiederholte Restaurierungsmaßnahmen hat sich das Aussehen des Heidentors über die Jahre stark verändert; dies soll mit den vier Modellen visualisiert und erfahrbar gemacht werden.

Der heutige Zustand des Heidentors wird mit Zeitpunkten in der Geschichte verglichen. Dazu wird zuerst mit einer Drohne das Heidentor, wie es heute dasteht, aufgenommen und davon ein 3D-Modell erstellt. Zusätzlich werden auf Basis verschiedener Darstellungen – etwa eines Aquarells von Rudolf von Alt aus dem Jahr 1837 und Fotografien aus dem frühen 20. Jahrhundert – weitere zwei 3D-Modelle angefertigt, die dann für den Vergleich zusammengefügt werden. Die Ergebnisse der Digitalisierung werden auf den Websites der betreuenden Institutionen sowie im Kulturpool zur Verfügung gestellt und an die Europeana weitergereicht.

Finale der Kampagne

Die digitalisierten Objekte werden über die nationalen Aggregatoren an die europaweite Suchmaschine Europeana übermittelt und werden in einer speziellen Onlinesammlung in Europeana präsentiert werden. Vorgestellt wird die gesamteuropäische 3D-Sammlung außerdem auf einer Abschlussveranstaltung in Brüssel.

Was ist das Heidentor?

Das Heidentor ist ein monumentales Triumphalmonument, das in römischer Zeit vermutlich unter Kaiser Constantius II. (351–361 n. Chr.) errichtet wurde. Sein heutiger Name leitet sich von „heydnisch Thor“ ab. Der sog. Quadrifrons (Monument mit doppelten Durchgängen auf vier Pfeilern) mit dem besonderen Figurensockel im Zentrum wurde seit dem 19. Jahrhundert mehrfach restauriert. Warum der Standort etwa 900 m außerhalb der römischen Stadt gewählt wurde, ist bis heute nicht gänzlich geklärt.

Das Heidentor im Kulturpool

Wo steht das Heidentor?

Das Heidentor steht in der Marktgemeinde Petronell-Carnuntum in Niederösterreich. Das monumentale Siegesdenkmal aus der Spätantike im 4. Jahrhundert ist ein imposantes Bauwerk, das besonders gut die Zeiten überdauert hat. Es steht nahe des römischen Carnuntum, das als wichtiges Legionslager am Donaulimes und als Hauptstadt der Provinz Oberpannonien eine zentrale Rolle spielte.

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