Das Heidentor im 19. Jahrhundert
Zwei historische Ansichten aus dem 19. Jahrhundert zeugen von der Veränderung des Heidentors in der Zeit
Das Heidentor ist im Kulturpool in 3D-Modellen erfahrbar. Seine Geschichte reicht vom 3D-Modell des Heidentors, wie es heute sichtbar in Petronell-Carnuntum steht, zurück bis zu seiner Entstehungszeit im 4. Jahrhundert, wovon eine Rekonstruktion als 3D-Modell verfügbar ist.
Die Entwicklung des Heidentors in der Zeit lässt ich mit zwei weiteren Modellen von Beginn und Ende des 19. Jahrhunderts gut nachverfolgen.
Das Heidentor zu Beginn des 19. Jahrhunderts
Das erste 3D-Modell wurde nach einem Aquarell von Rudolf von Alt erstellt. Das Aquarell zeigt die Ansicht des Heidentors von Westen, ungefähr zur Zeit der Getreideernte. Das Bauwerk steht dabei auf einem kegelförmigen Schutthügel. Unmittelbar hinter dem südwestlichen Pfeiler ist der große Sturzblock zu sehen.
Beide noch stehenden Pfeiler sind im unteren Bereich bereits sehr stark ausgedünnt, der südliche wesentlich stärker als der nördliche, was den Höhepunkt des Steinraubes gut dokumentiert. Steinraub für Baumaterial, der besonders im 15. und 16. Jahrhundert stattfand, prägte das Aussehen des Heidentors für immer.
Im obersten Bereich des Nordpfeilers ist das Gussmauerwerk des Baukerns zu erkennen, während der südliche Pfeiler an dieser Stelle eine noch erhaltene Ziegelverkleidung hat. Darunter sind am Südpfeiler ein kurzes Stück eines Gesimses und vier große, helle Quader zu sehen. Im obersten Bereich treten zudem zwei Steinblöcke konsolenartig hervor.
Rudolf und Jakob von Alt
Für die 3D-Digitalisierung wurde zusätzlich ein Aquarell nach der Vorlage von Jakob von Alt, dem Vater von Rudolf von Alt, herangezogen, das eine entsprechende Vorlage für die Gestaltung der östlichen Ansichtsseite lieferte. Dies war ein Glücksfall, da beide Darstellungen somit aus einer (Familien-)Hand stammen und die zwei unterschiedlichen Blickwinkel viele Details für das 3D-Zeichnen vorwegnahmen.
Das fertige 3D-Modell mit der Ansicht zu Beginn des 19. Jahrhunderts
Das Heidentor zu Ende des 19. Jahrhunderts
Ein weiteres 3D-Modell wurde aus zwei Lithografien nach den Maßnahmen von Anton Widter rekonstruiert.
Was ist Lithografie?
Restaurierungen durch Anton Widter
Die beiden Lithografien zeigen die Vermauerungen der noch stehenden Steinstrukturen nach ersten konservatorischen Maßnahmen durch Anton Widter, einem österreichischen Industriellen und Kunstsammler.
Zwischen 1843 und 1846 wurden die ersten Restaurierungs- und Konservierungsmaßnahmen von Anton Widter am Heidentor beauftragt, das durch den jahrhundertelangen Steinraub in seiner Stabilität sehr gefährdet war. Dabei handelte es sich um die ersten systematisch durchgeführten und privat finanzierten Konservierungsmaßnahmen eines römischen Steindenkmals in Österreich. Anton Widter ließ die antiken Pfeilerreste mit stützendem Mauerwerk ummanteln. Über die genauen Ausmaße dieser Maßnahmen erzählte 1893 Josef Dell, der seinen Berichten auch Skizzen beifügte:
„Ausmauerungen an den Pfeilern, am Bogen und den über demselben aufragenden Teilen …“ (—Josef Dell, Ausgrabungen in Carnuntum, AEM 16, 1893, S. 156–176)
Der Pfeilerkern wurde nur an den Außenseiten ummantelt, im Torgang blieb das antike Mauerwerk sichtbar.
Bereits 1868 waren erneute Restaurierungen notwendig, da sich an der Westseite des Südpfeilers Mauerwerk gelöst hatte und abzustürzen drohte. Diese wurden ebenfalls von Anton Widter beauftragt und finanziert.
Das 3D-Modell mit der Ansicht zu Ende des 19. Jahrhunderts
Was geschah danach?
Am 5. Juni 1907 wurde das Heidentor an das Land Niederösterreich abgetreten, das fortan für die Erhaltung des römischen Baus zuständig war. Bereits zwischen August und Oktober 1907 wurden weitere umfassende Sicherungsmaßnahmen umgesetzt.
Im Zuge dieser Arbeiten wurden die Fundamente freigelegt und das Heidentor eingerüstet, um Ausbesserungen im oberen Bereich vornehmen zu können. Die bereits im Jahre 1860 erfolgte Ummauerung der Pfeiler wurde massiv nachgebessert und der Schutthügel vor dem Heidentor wurde abgegraben. Im Zuge dieser Arbeiten wurden auch die Werkstücke des Rundsockels in der Mitte ergraben und rekonstruiert.
Seitdem wurden weitere Sicherungs-, Restaurierungs- und Konservierungsmaßnahmen umgesetzt, die bis heute andauern. Auch die Kampagne „Twin it! – 3D for Europe’s culture“, in der die Landessammlungen Niederösterreich das Heidentor von Carnuntum als Symbol des römischen Österreichs in 3D digitalisierten, hat erheblich dazu beigetragen, das „Römische Wahrzeichen in Österreich“ zu erhalten.